Von nächtlichem Geschrei, verrussten Zellen und eingeritzten Schachbrettern: Das provisorische Polizeigefängnis (Propog) auf dem Zürcher Kasernenareal wird abgerissen. Ein letzter, exklusiver Einblick.

Foto: Thomas Meier
Das Gefängnis hat sich seine Gefangenen einverleibt. Ihre Verzweiflung. Ihre Angst. Ihre Wut. «Unschuldig hinter Gittern», wurde in eine Zellentür geritzt, darüber das Datum: 3. 10. 04. Auf einer anderen Tür steht: «Wir schreien nicht ‹Fuck›, sondern ‹Kill the Police›». Und immer wieder die gleichen vier Buchstaben: «Free» – Hoffnung und Forderung zugleich. Die Häftlinge haben ihre Botschaften mit Zahnpasta oder Asche an die Wände geschmiert, mit den Zippern ihrer Reissverschlüsse hineingeritzt.
Es ist leer, aber nicht still im Zürcher provisorischen Polizeigefängnis, abgekürzt Propog. Im Sommer haben die letzten Insassen den dreistöckigen Betonbau auf dem Kasernenareal verlassen. Das Propog galt unter Anwälten als Anstalt mit dem strengsten Haftregime. Selbst hartgesottene Polizisten seien froh, wenn sie das Gebäude wieder verlassen können, hiess es einmal im «Tages-Anzeiger». Das Propog war ein Unort, mitten im Herzen der Stadt. Ein Mahnmal auf Zeit – an Zeiten, die man lieber vergisst. Weiterlesen auf blick.ch
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