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AutorenbildLisa Aeschlimann

Schweres ADHS – Manuel stürzt ab

Er hat beste Voraussetzungen, wird aber drogenabhängig, kriminell und obdachlos. Wie ein Junge die Behörden an die Grenzen bringt.

Er spielt Fussball, mag Tiere und ist gerne in der Natur: Manuel ist ein fröhliches Kind mit viel Energie. Foto: Anna-Tia Buss


Als Manuel am Bahnhof Winterthur von der Polizei festgenommen wird, lebt er seit Monaten auf der Strasse, seine Sucht finanziert er sich mit Dealen. Die Beamten finden bei ihm 40 Gramm Kokain und mehrere Tausend Franken Bargeld. Kontrolliert haben sie ihn, weil er einen derart verwahrlosten Eindruck gemacht hat. Er verbringt drei Tage in Haft und wird dann per fürsorgerischer Unterbringung in die Integrierte Psychiatrie in Winterthur gebracht – wegen akuter Suizidalität. Es ist Anfang August 2021, Manuel ist noch nicht mal 18 Jahre alt.


Der junge Mann heisst eigentlich anders, zu seinem Schutz wird er hier Manuel genannt. Manuel wächst umsorgt in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Winterthur auf. Er hat alle Chancen darauf, als Erwachsener dereinst ein normales, zufriedenes Leben zu führen.


Aber Manuel stürzt ab. Viele haben versucht, ihn auf diesem Weg zu bremsen. Allen voran seine Mutter Angela Keller, dann die Lehrpersonen, Therapeutinnen, Sozialarbeiter, Psychiaterinnen, später die Jugendanwaltschaft und die Kesb. Doch mit 18 lebt Manuel auf der Strasse, hat keine Ausbildung, kein Geld und keine Perspektive. Was ist schiefgelaufen?


In dieser Geschichte geht es auch um die Frage: Wie viel Platz darf ein Individuum in unserer Gesellschaft einnehmen? Wie viel Anpassung darf die Gesellschaft von Manuel erwarten beziehungsweise voraussetzen?


Manuel hat eine starke Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Die Mutter – auch ihr Name ist zu seinem Schutz geändert – will ihm keine Medikamente geben. Sie sagt: «Ich will mein Kind nicht ruhigstellen.» Es müsse möglich sein, dass man auch Kindern wie Manuel Platz biete. Die Wissenschaft aber sagt: Unbehandeltes schweres ADHS wie jenes von Manuel ist ein Absturz mit Ansage. «Genau diese Verläufe versuchen wir zu verhindern», sagt beispielsweise Roland Kägi, Kinderarzt und Vorstandsmitglied der Schweizer Fachgruppe ADHS.


Wer hat recht? Und warum finden die beiden Seiten nicht zusammen? Weiterlesen auf tagi.ch


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