Ein pensionierter Oberrichter polarisiert in Bundesbern: Ist Peter Marti einfach ein gründlicher Chrampfer oder ein Linkenjäger, der übers Ziel hinausschiesst?
Scharfer Hund sagen sie ihm. Aus Furcht, aus Bewunderung. Peter Marti hat einen Ruf. Und er löst ihn in diesen Tagen wieder einmal ein. Der pensionierte Zürcher Oberrichter macht Bundesbern nervös.
Der 70-Jährige soll als ausserordentlicher Staatsanwalt des Bundes herausfinden, wer in der Krypto-Affäre den vertraulichen Berichtsentwurf an die Medien übergab. Es geht um eine mögliche Amtsgeheimnisverletzung – keine Bagatelle, aber auch kein Schwerverbrechen. Es kann mit Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft werden. Meistens werden die Verfahren eingestellt und sind schnell wieder vergessen.
Marti aber will es ganz genau wissen und fährt mit allem auf, was der Rechtsstaat hergibt: Er veranlasst Hausdurchsuchungen, beschlagnahmt Dokumente, lädt Journalisten vor. Alain Bersets Medienchef setzte er sogar in Untersuchungshaft. Marti ermittelt auch gegen zwei Spitzenbeamte aus dem EDA, Bundesrat Cassis’ Departement. Das EDA bestreitet die Vorwürfe gegen seine Mitarbeiter.
Er mag seinen Ruf nicht
Marti kann mit dem Begriff des scharfen Hundes nicht viel anfangen. «Ich versuche einfach, konsequent zu sein.» Marti will erst kein Gespräch führen und willigt dann trotzdem ein. Seine Antworten klingen sachlich, trocken – fast ein wenig spröde. «Ich schaue nicht links und rechts, ist das ein Hoher, ist das ein Niedriger, ein Hiesiger oder ein Ausländer.» Ist er also einfach nur ein integrer «Chrampfer»? Hartnäckig und genau?
Zumindest Berufskollegen zeichnen im Gespräch dieses Bild. Weiterlesen auf tagi.ch
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