Über die Hälfte der Corona-Opfer sind in Alters- und Pflegezentren gestorben. Wie gehen die Menschen dort damit um? Zwei Frauen erzählen.
Zwei Frauen, zwei Lebenseinstellungen: «Ich will weiterleben», sagt Rosemarie Krieg (links). «Ich muss es nicht verlängern», meint Elfriede Steck. Foto: Boris Müller / Urs Jaudas
«Kein Zutritt!» steht auf einem grossen Schild vor dem Eingang. Und weiter: «Widerrechtliches Handeln wird von der Polizei geahndet.» Das Alterszentrum Brühlgut in Winterthur ist abgeriegelt. Ausschliesslich Personal und Bewohnende dürfen ohne Voranmeldung ins Gebäude.
Elfriede Steck zeigt auf einen weissen Container vor dem Eingang. Dort darf sie ihre engsten Angehörigen für ein einstündiges Gespräch treffen. Plexiglas trennt sie voneinander. Zwei Verwandte darf sie auf Anmeldung auch im Restaurant treffen, aber Käfelen geht nicht. Die Maske muss immer auf bleiben. Steck verpasst gerade, wie ihre Ur-Enkelin laufen lernt.
Die Schutzmassnahmen sind hart, aber notwendig. Corona ist hier gefährlicher als sonst wo, der Tod näher. Viele im Altersheim kennen jemanden, der schwer am Virus erkrankte oder daran gestorben ist.
Steck sitzt im Rollstuhl. Sie hat sich eine farbige Häkeldecke über die Beine gelegt, die sie warm halten soll. Wir treffen uns im Park. Ausnahmsweise. Am Telefon hatten wir uns kaum verstanden.
Sie erzählt von ihrer guten Freundin, die in einer Alterswohnung lebte und vor drei Wochen am Virus gestorben ist. Zwei Tage soll sie in der Küche gelegen haben, bevor jemand ihr Rufen hörte und sie sofort ins Spital brachte. Sie starb drei Tage vor ihrem 85. Geburtstag. Der Notfallknopf an ihrem Handgelenk war ausgeschaltet. «Wir dachten immer, mich nimmt es zuerst», sagt Steck. Sie ist 87. Die farbige Decke hat ihr die Freundin erst vor kurzem geschenkt. Sie haben immer zusammen gehäkelt. «Es tut weh.» Weiterlesen auf tagesanzeiger.ch
コメント