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AutorenbildLisa Aeschlimann

«Wenn du zur Polizei gehst, bringe ich dich um»

Sie beleidigt ihn, er schlägt zurück. Doch wieso kommt es zu dieser Eskalation? Ein Täter gibt einen seltenen Einblick in seine Denkweise.

«Dass ich zuschlage, passiert mir nicht mehr», sagt Mirko. Foto: Dominique Meienberg


Mirko kann sich noch genau an den Tag erinnern, an dem er die Kontrolle verloren hat. Es ist der 14. Mai 2020 – der Todestag seines Vaters. Als er mittags nach Hause kommt, ist seine Frau in der Küche. Er fragt sie, ob sie zusammen einen Kaffee trinken könnten, um über den Tod seines Vaters zu sprechen.


Mirko sagt, da hätten die Beschimpfungen begonnen. Gar nichts mache sie für ihn, schreit seine Frau. Er sei ein dummer Chauffeur, ein fettes Schwein. Er hat es schon häufig von ihr gehört. Mirko reicht es. Er legt ihr die Hand über den Mund – «Bitte, Nina, sei endlich still». Als sie sich wehrt, stösst er sie von sich, sodass sie rücklings auf den Küchenboden fällt. Sie packt ihre Sachen und flieht aus der Wohnung. Eine Stunde später klingelt sein Handy: die Polizei. Kommen Sie bitte auf den Posten.


Diesen Februar sitzt Mirko in einem kühlen Sitzungszimmer im Gebäude des Amts für Justizvollzug und Wiedereingliederung (Juwe) neben dem Bahnhof Zürich-Altstetten. Er hat hier vor kurzem in einer kleinen Gruppe an 16 Abenden das Lernprogramm «Partnerschaft ohne Gewalt» absolviert. Ziel des Programms ist es, dass die Männer Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen und sogenannte Risikosituationen kennenlernen. Es kommen Personen (meist sind es Männer) aus allen Altersgruppen, unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und unterschiedlicher Nationalitäten.


Die obige Szene ist Mirkos Schilderung. Wie in den meisten Fällen häuslicher Gewalt geht es hier um ein Vier-Augen-Delikt. Was genau passiert ist, kann nicht abschliessend gesagt werden. Die Sichtweise seiner Frau kennen wir nicht – sie kommt zum Teil in den Akten vor, die ein etwas anderes Bild der Situation zeichnen. Gemäss diesen soll er seiner Frau mit dem Tod gedroht haben. Mehr lesen auf tagi.ch



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